9 Sprüche, die Sie sich als frischgebackener Chef sparen können

In vielen Büros hat sich eine Business-Sprache breit gemacht, die von Außenstehenden kaum noch verstanden wird.

Einige der Begriffe haben durchaus ihre Berechtigung. Es darf aber bezweifelt werden, dass die interne Kommunikation wirklich besser wird, wenn von proaktivem Workflow, performantenLösungen und Issues, die adressiert werden müssen, die Rede ist.

Wenn Sie als junger Gründer ernst genommen und nicht als wichtigtuerisches CEO-Greenhorn verlacht werden wollen, sollten Sie auf peinliche Plattitüden und gekünstelten Business-Jargon verzichten. Gewinnen Sie stattdessen die Anerkennung Ihrer Mitarbeiter, indem Sie sich authentisch und klar ausdrücken. Unsere Beispiele zeigen, wie es (nicht) geht.

  1. „Wir brauchen dringend noch mehr Insights. Das ist Prio eins!“

Offensichtlich geht es hier um etwas sehr Wichtiges. Erklären Sie Ihren Mitarbeitern doch lieber in klaren, präzisen Worten, was zu tun ist: Die für ein bestimmtes Projekt erforderlichen Erkenntnisse zusammentragen. Und alle anderen Aufgaben nach hinten stellen.

  1. „Bei dem Projekt fliegen wir auf Sicht. Das wird sportlich.“

Gegenüber Investoren oder Auftraggebern mag es in Ordnung sein, die Tatsache zu verschleiern, dass ein Projekt schlecht vorbereitet und kaum noch zu schaffen ist. Gegenüber Ihren Mitarbeitern ist Klartext angesagt. Bereiten Sie sie darauf vor, dass sie improvisieren und sich richtig reinhängen müssen. Sie werden sehen: Ihre Ehrlichkeit wird durch Einsatzbereitschaft belohnt. Statt frustriert aufzugeben, werden Ihre Leute alles tun, um doch noch zu einem guten Abschluss zu kommen.

  1. „Das machen wir mit Bordmitteln.“

Was Sie eigentlich meinen, aber sich nicht zu sagen trauen, ist: „Diese Aufgabe erledigen Sie bitte nebenbei und ohne, dass Ihr Tagesgeschäft darunter leidet.“ Ein verständliches, aber leicht zu durchschauendes Manöver. Erklären Sie besser offen, warum die Aufgabe wichtig ist, es aber trotzdem kein Geld oder Personal dafür gibt, und erkennen Sie die zusätzliche Belastung an, die für Ihre Mitarbeiter damit verbunden ist.

  1. „Das Projekt müssen wir asapst aufgleisen.“

Sofern Sie nicht für die Deutsche Bahn tätig sind, wird bei Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nichts aufgegleist. Und schon gar nicht mit dem Superlativ vom Superlativ – oder wie würden Sie asapst übersetzen (asap = as soon as possible – so schnell wie möglich)? Wenn Sie Ihre Mitarbeiter zur höchsten Eile anhalten wollen, dann sollten Sie sich unmissverständlich ausdrücken!

  1. „Work-life-Balance wird bei uns maximal großgeschrieben.“

Sie wollen verhindern, dass Ihre Mitarbeiter ausbrennen und in ein paar Jahren vor Erschöpfung zusammenbrechen? Das ehrt Sie – und sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern schon dieses Versprechen geben, warum sagen Sie dann nicht, was genau Sie damit meinen? Bieten Sie Arbeitszeitkonten oder Homeoffice-Tage an, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen?

  1. „Wir haben nachher einen Call, dann reporten Sie mir Ihre Learnings aus dem Projekt.“

Hä? Warum so kompliziert? Eigentlich wollen Sie Ihren Mitarbeiter doch nur daran erinnern, dass sie ihn später anrufen, um seine Einschätzung eines Projekts zu erfahren.

  1. „Ihre Präsentation war suboptimal.“

Kritik vorzubringen, ist nicht einfach. Aber als Chef kommen Sie nun mal nicht darum herum. Bevor Sie sich hinter nichtssagenden Worthülsen verstecken, sagen Sie lieber klar und deutlich, was ihnen nicht gefallen hat. Vergessen Sie aber nicht, auch die Punkte zu erwähnen, die Ihnen gut gefallen haben.

  1. „Da bin ich lost. Da muss ich mich erst aufschlauen.“

Autsch! – Wenn Sie schon Wissenslücken einräumen müssen, sollten Sie nicht auch noch demonstrieren, dass Sie als frischgebackener CEO gerade erst von der Uni kommen, mit einer Eins in Business-Deutsch. Kein Mensch weiß alles. Aber sich verständlich ausdrücken, sollte für jeden drin sein. Erklären Sie doch einfach, dass Sie die Antwort nicht parat haben, sich aber informieren werden.

  1. „Mit Ihren Ergebnissen bin ich fein.“ Oder (für Fortgeschrittene): „Das ist fine with me.“

Ihre Mitarbeiter werden sich über diese Aussage freuen. Noch mehr allerdings, wenn Sie Ihnen floskelfrei über die Lippen kommt: „Ich bin einverstanden. Sie haben Recht. So machen wir es.“ Klingt doch viel besser, oder?

Zum Autor: 
G
ründungsexperte Dr. Jan Evers ist Inhaber der Beratungsgesellschaft evers & jung in Hamburg. Er hat jahrelange Erfahrung im Entwickeln von Lösungen für Ministerien, Banken und Wirtschaftsförderer. Seine Expertise fließt in die Entwicklung des Gründungstools SmartBusinessPlan ein, womit das Gründen und die Selbstständigkeit erleichtert werden.

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